Wir brauchen mehr ehrliche Gewinne als Heuchelei in der Gesundheit

Die Idee, Renditen und Gewinnstreben aus dem deutschen Gesundheitssystem zu verbannen, ist absurd und falsch. Wer sich hierfür einsetzt und sich damit für den Erhalt der unabhängigen Gesundheitsleistung in Deutschland ausspricht, ist entweder ein Heuchler oder kennt die Details der heutigen Gesundheitsversorgung nicht. 

Auch heute ist die grundlegende Motivation der Leistungserbringer auf Gewinn ausgerichtet. Bei den einen geht es ums blanke Überleben und bei den anderen auch um fette Gewinne. Dieses Streben liegt auch in der Natur des Menschen und kann historisch belegt nicht durch eine Regulation oder durch Bonzen eingedämmt werden. 

Ich berate das Gesundheitswesen als Rechtsanwalt inzwischen seit mehr als 20 Jahren. Ich habe Ärzte gesehen, die in ihrer Praxis bis zu einer Millionen Euro Gewinn im Jahr erwirtschaftet haben. In der Onkologie, Radiologie, Augenheilkunde, Orthopädie, Hörakustik usw. habe ich korrupte Strukturen kennengelernt, um die jedes nachhaltig arbeitende Wirtschaftsunternehmen einen großen Bogen gemacht hätte. Ich selber wurde häufig engagiert, um aus den Geldern der Solidargemeinschaft für meine Mandanten eine Extrarendite herauszuholen. Eine ausschließlich selbstlose Leistungserbringung ohne ein Auge auf den Gewinn ist schon heute in dem System nicht überlebensfähig. 

Zu behaupten, die heutigen Strukturen des Gesundheitswesens wären grundsätzlich geeignet, hohe Renditen und Gewinnstreben im Zaum zu halten, wäre Heuchelei. Sachlich lässt sich hier nicht alles über einen Kamm scheren. Aber genau das würde ich für Wirtschaftsunternehmen und Investoren genauso beanspruchen. In der Diskussion wird immer unterstellt, dass ein Investor zwangsläufig über Leichen geht. Auch das ist zu einseitig.

Fakt ist, dass ein wirtschaftlich denkendes Unternehmen und damit auch ein Investor langfristig nur mit Effizienz, Qualität und Innovation zu guten Renditen kommen kann. Nur ein planwirtschaftliches System schafft es nachhaltig, auf diese Faktoren zu verzichten und dabei weitere Renditen durch Lücken im Plan zu sichern. Wichtig ist es hier, möglichst Innovationen und Veränderungen zu verhindern, um eine komfortable Situation nicht zu gefährden. 

Wir brauchen ein transparentes Gewinnstreben in der Deutschen Gesundheitswirtschaft und kein Tabu. Sobald wir feststellen, dass dieses zu einseitig oder zu kostspielig ist, kann die Regulation immer noch versuchen, einzugreifen. Wenn heute die ersten Wirtschaftsunternehmen schon gute Renditen erzielen, lässt sich hier doch auch schon auf mögliche Kosteneinsparungen schließen. Werden andere Bereiche von wirtschaftlichen Unternehmen nicht aufgegriffen, scheint hier die Vergütung nicht zu stimmen. Dies sind alles Indizien für die Grundlagen einer ausgeglichenen Gesundheitswirtschaft. Es ist falsch, diese in den undurchsichtigen Dschungel der intransparenten Selbstverwaltung zu verbannen. Dabei bleiben Effizienz, Qualität und Innovation auf der Strecke. Nur mit einer transparenten Ökonomisierung können wir unser Gesundheitssystem nachhaltig und kosteneffektiv aufstellen. 

PS: Die Feststellungen und Maßnahmen des Positionspapiers der Bundesärztekammer vom 9.1.2023 gehen vor diesem Hintergrund weitgehend am Thema vorbei.